"Götterquell und Unsterblichkeitskraut – Chinas Suche nach dem Paradies"
Man braucht nicht weit zu reisen. Schon ein Besuch im hiesigen Chinarestaurant genügt zu erkennen, wie verbreitet Unsterblichkeitssymbole
in der chinesischen Kultur bis heute sind: Da wird man am Eingang von einer Statue des Gottes der Langlebigkeit begrüßt, der den Pfirsich
der Unsterblichkeit in der Hand hält. Von der Wand grüßen als Hinterglasgemälde die "Acht Unsterblichen beim Überqueren
des Meeres" auf dem Weg nach Penglai, dem Inselparadies im Ostmeer. Auf dem abwaschbaren Tischset schließlich steht ein Kranich unter einer
Kiefer, beide die Langlebigkeit verkörpernd. Angesichts einer derartigen Häufung glückbringender Vorzeichen mag man dann beruhigt sein Mahl
genießen.
Was aber steckt hinter all diesen Symbolen? Hatten die Chinesen denn die Vorstellung von einem Paradies ähnlich dem in unserer jüdisch-christlichen
Kulturgeschichte? Befaßt man sich näher mit dieser Frage, so stößt man auf eine bis in die Wurzeln der chinesischen Geschichte
zurückreichende Tradition unermüdlichen Suchens nach Mitteln und Wegen, Unsterblichkeit zu erlangen. Mehrere Kaiser – vom Zhou-Kaiser Mu
über Kaiser Wu der Han bis Kaiser Xuanzong der Tang – waren überzeugt, das Paradies, den Garten, in dem die Unsterblichkeit gewährenden
Früchte und Kräutlein wachsen, zu Lebzeiten finden zu können. So suchte man über die Jahrtausende hinweg nach diesem Paradies, im
Ostmeer ebenso wie im äußersten Westen. Man lokalisierte es unter der Erde, aber auch im Himmel, gar auf dem Mond. Ganz unterschiedlich wurden
die Paradiese auch inhaltlich ausgeschmückt, abhängig jeweils von der vorherrschende Lehre sowie vom Zeitgeschmack.
Im Vortrag werden einige dieser Paradiesvorstellungen anhand von Literaturbeispielen näher beschrieben. Ergänzend werden einige Lichtbilder gezeigt,
wobei auch einige Darstellungen buddhistischer Höllen nicht fehlen werden.