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Symposium zum Leben von Frauen im traditionellen ChinaMarburg, 6.-7. November 1998 |
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Angeregt und organisiert von Monika Übelhör, fand in der Universitätsbibliothek der Marburger Philipps-Universität ein zweitägiges Symposium des Fachgebietes Sinologie zum Thema "Frauenleben im traditionellen China: Grenzen und Möglichkeiten einer Rekonstruktion" statt. Die Veranstaltung war geöffnet für Studierende des Marburger Seminars und weitere Interessierte, so daß sich neben den neun Vortragenden auch etliche Zuhörer und Zuhörerinnen im Vortragssaal der Universitätsbibliothek einfanden, in dem das Symposium tagte. Die Vorträge des ersten Nachmittags waren schwerpunktmäßig auf historische Quellen der Han-Zeit ausgerichtet. Es sprachen Cordula Gumbrecht, Berlin ("Die Physiognomie von vier Kaiserinnen der Späten Han-Zeit"), Dorothee Schaab-Hanke, Hamburg ("Frauen an der Macht; Ein kritischer Blick auf die Darstellung weiblicher Herrschaft am Beispiel zweier regierender Kaiserinnen der Han-Zeit") und Ulrich Lau, Heidelberg ("Hanzeitliche Rechtsentscheidungen als Auskunftsquellen zur Stellung der Frau"). Im Anschluß daran eröffnete Frau Übelhör mit einem Kurzvortrag ("Bilddokumente als historische Auskunftsquellen") eine von ihr konzipierte Ausstellung von Bilddokumenten zu Frauen im traditionellen China. Der Vormittag des zweiten Symposiumstags war literarischen Texten als Auskunftsquellen für die Frage nach dem Frauenbild gewidmet. Es sprachen Maria Rohrer, Tübingen ("Fiktion oder Wirklichkeit? - Die poetische Stimme der Kaiserin Yang [1162-1232]"), Dorothee Dauber, Berlin ("Zum Mythos der Dichterin Li Qingzhao [1084- nach 1155]") und Monika Motsch, Bonn ("Das Bild der Frau in den Kurzgeschichten seit der Tang-Zeit"). Auf zwei ganz unterschiedliche Themenbereiche bezogen sich schließlich die beiden Vorträge, die den Nachmittag des zweiten Symposiumtages füllten. Gabriele Goldfuß, Leipzig ("Weibliche Frömmigkeit im China der späten Kaiserzeit: Der Shannüren zhuan des Peng Shaosheng [1740-1796], Hintergründe und Bewertung") befaßte sich mit dem Bild der Frau als Laienbuddhistin, wie es in der Hagiographie eines Autors des ausgehenden 18. Jh. geschaffen wurde. Mareile Flitsch, FU Berlin ("Zwischen dem 'Auge der Schwiegermutter' [Fenster an der Nordwand eines Bauernhauses] und Ahnenfiguren. Materielle Alltagskultur im Leben von Frauen in Nord- und Nordost-China") beschloß die Vortragsreihe durch ihre von Lichtbildern begleiteten Ausführungen zum hang, dem beheizbaren Bett, als zentralem Bestandteil traditioneller bäuerlicher Wohnkultur. Wie die lebhaften Diskussionen im Anschluß an die Vorträge zeigten, regte das breite Spektrum der Beiträge bei Teilnehmern wie Zuhörern eine Vielzahl von Fragen an. Dabei wurde deutlich, wie vorsichtig man bei der Wertung der jeweiligen Quellen vorgehen muß, aus denen Rückschlüsse über das tatsächliche Leben der Frauen gezogen werden. Nicht nur bei Bilddokumenten, sondern auch bei literarischen und historiographischen Quellen ist die Vielschichtigkeit von Projektionen und Verzerrungen zu berücksichtigen, die allen Teilnehmern gleichsam immer wieder wie ein roter Faden den gewiß mit Bedacht gewählten Untertitel des Symposiums "Grenzen und Möglichkeiten einer Rekonstruktion" ins Bewußtsein rief. Die Beiträge zeigten ferner, wie eng frauenspezifische Themen mit allgemeinen Problemstellungen der Sinologie verwoben sind, etwa mit Fragen der politischen Kultur und des Rechtswesens, des Lebens der Menschen auf dem Lande und der Religionsausübung. Die Tagung wurde aus Mitteln zur Förderang der Frauenforschung der Philipps-Universität unterstützt. Die Zusammenstellung eines Konferenzbandes ist in Vorbereitung. Ermutigt durch die positiven Ergebnisse dieses Symposiums wurde beschlossen, auf dieses Treffen bald ein weiteres folgen zu lassen. Als einer der möglichen künftigen Tagungsorte wurde Hamburg vorgeschlagen. Dorothee Schaab-Hanke |
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publiziert in: Asien: Deutsche Zeitschrift für Politik, Wirtschaft und Kultur 70 (Januar 1999), 67-68. |